Veraltete Systeme – Ein Einfallstor für Cyberkriminelle

von Dimitri

Gerade in Arztpraxen, Apotheken und Altenheimen stehen der Schutz sensibler Patientendaten und eine reibungslose Versorgung im Mittelpunkt. Doch sobald veraltete Systeme im Einsatz sind – sei es ein Betriebssystem, eine Praxissoftware oder gar medizinische Geräte –, steigt das Risiko für Cyberangriffe erheblich. Im Folgenden zeigen wir, warum diese alten Technologien so gefährlich sind und welche Schritte Sie unternehmen können, um Ihre Praxis-IT abzusichern.

Warum sind veraltete Systeme so anfällig?

  • Ausbleibende Sicherheitsupdates
    Betriebssysteme und Programme erhalten nur für einen bestimmten Zeitraum Updates und Patches. Diese Patches schließen Sicherheitslücken, die von Angreifern ausgenutzt werden könnten. Werden keine Updates mehr geliefert, bleiben bekannte Schwachstellen dauerhaft offen. Hacker kennen diese Schwachstellen und nutzen sie gezielt aus, um in Ihre Systeme einzudringen.

  • Fehlender oder eingeschränkter Support
    Läuft eine Software oder ein Betriebssystem offiziell aus, bietet der Hersteller keinen oder nur noch kostenpflichtigen Support an. Bei kritischen Problemen erhalten Sie also keine schnelle Hilfe mehr – was bei einem ernsten Vorfall, etwa einem Ransomware-Angriff, katastrophale Folgen für Ihren Praxisbetrieb haben kann.

  • Kompatibilitätsprobleme mit neuer Software
    Viele moderne Sicherheitslösungen, Praxisverwaltungs-Tools oder Diagnosesysteme sind auf aktuelle Plattformen ausgelegt. Mit einem veralteten Betriebssystem stoßen Sie früher oder später an Grenzen – und öffnen gleichzeitig neue Einfallstore für Hacker, weil manche Sicherheitsfunktionen nicht mehr voll unterstützt werden.

  • Risiko von Dominoeffekten
    In einer vernetzten Praxis-IT sind alle Geräte und Programme miteinander verbunden. Wird ein einzelner Rechner durch eine ungepatchte Sicherheitslücke kompromittiert, kann Schadsoftware sich rasch im gesamten Netzwerk ausbreiten – vergleichbar mit einem Brand, der sich in einem eng bebauten Stadtviertel verbreitet.

Konkrete Risiken für Arztpraxen

  • Datenlecks und Reputationsverlust
    Patientendaten zählen zu den sensibelsten Informationen überhaupt. Gelangen diese in falsche Hände, droht nicht nur ein massiver Vertrauensverlust, sondern auch rechtliche Konsequenzen. Zudem kann die Praxis haftbar gemacht werden, wenn sie nachweislich veraltete Systeme eingesetzt und die IT-Sicherheit vernachlässigt hat.

  • Lange Ausfallzeiten
    Kommt es zu einer Infektion mit Ransomware, können ganze Festplatten verschlüsselt werden. Ohne Zugriff auf Praxissoftware und digitale Terminpläne steht der Betrieb buchstäblich still. Die Wiederherstellung – sofern überhaupt möglich – kostet viel Geld und Zeit.

  • Verletzung von Compliance-Vorschriften
    Gesetze und Richtlinien wie die DSGVO oder der B3S (Branchenspezifische Sicherheitsstandard im Gesundheitswesen) schreiben den Einsatz sicherer Systeme und Verfahren vor. Bei Verstößen gegen diese Vorgaben drohen Bußgelder und Kontrollen durch Aufsichtsbehörden oder die Kassenärztliche Vereinigung.

Beispiele für veraltete Systeme

  • Betriebssysteme ohne Support: Windows 7, Windows 8 oder bald Windows 10, das den Support 2025 verliert.
  • Alte Praxisverwaltungssoftware: Versionen, für die keine Sicherheitsupdates mehr zur Verfügung stehen, können erhebliche Lücken enthalten.
  • Medizinische Geräte mit veralteten Embedded-Systemen: Bei Geräten wie EKGs, Ultraschallgeräten oder Kartenlesegeräten, die lange im Einsatz sind, wird oftmals das Update vergessen, obwohl solche Geräte genauso ins Praxisnetz eingebunden sind.

Wie können Sie Ihre Praxis oder Unternehmen absichern?

  • Bestandsaufnahme und Modernisierungsplan
    Erstellen Sie eine detaillierte Übersicht aller vorhandenen Rechner, Betriebssysteme und Software-Versionen. Prüfen Sie, welche davon noch Updates erhalten und welche dringend ersetzt werden müssen. Legen Sie anschließend einen Zeitplan fest, wann welche Systeme modernisiert oder ausgetauscht werden.

  • Regelmäßige Updates und Patches
    Sorgen Sie dafür, dass alle aktiven Systeme kontinuierlich gepflegt werden. Ein automatisiertes Patch-Management ist dabei besonders hilfreich: Updates werden zeitnah eingespielt, ohne dass Sie jede Installation manuell anstoßen müssen.

  • Segmentierung und Isolation
    Ältere medizinische Geräte, die nur eingeschränkt aktualisierbar sind, sollten in ein eigenes Netzwerk-Segment verschoben werden. So verhindern Sie, dass ein Eindringling übers Netzwerk von einem unsicheren Gerät auf andere Bereiche zugreifen kann.

  • Backup-Strategie
    Erstellen Sie regelmäßige Backups Ihrer wichtigsten Daten und Systeme. Im Ernstfall – etwa bei Ransomware – können Sie auf eine saubere Version Ihrer Daten zurückgreifen. Achten Sie darauf, dass Backups selbst vor Angriffen geschützt sind (z. B. durch Offsite-Speicherung oder Cloud-Lösungen mit Verschlüsselung).

  • Sicherheitsschulungen (Awareness-Trainings)
    Technik allein reicht nicht aus. Sensibilisieren Sie Ihr Praxisteam für die Risiken veralteter Systeme, weisen Sie auf die Wichtigkeit von Updates hin und stellen Sie sicher, dass niemand unautorisierte Software oder Geräte anschließt.

Veraltete Systeme sind mehr als nur ein Schönheitsfehler in Ihrer IT-Landschaft – sie sind ein regelrechtes Einfallstor für Cyberkriminelle. Gerade in sensiblen Umgebungen wie Arztpraxen können Sicherheitslücken folgenschwere Auswirkungen haben: Von finanziellen Verlusten über Ausfallzeiten bis hin zu irreparablen Image-Schäden.

Mit einer vorausschauenden Planung, konsequenten Updates und regelmäßiger Überprüfung Ihrer Infrastruktur minimieren Sie das Risiko erheblich. So stellen Sie sicher, dass Ihre Praxis nicht nur den Anforderungen der Digitalisierung gerecht wird, sondern auch gegen die aktuellen Bedrohungen im Cyberspace gewappnet ist.

Zur Übersicht